Nur eine Woche Verschnaufpause gab es nach dem erfolgreichen Abschluss der EUDEC und der internationalen Ausgabe dieses Treffens demokratischer Schulen in Vancouver Kanada.
Seit 1993 treffen sich jedes Jahr in einem anderen Teil der Welt Schüler, Lehrer und Eltern aus demokratischen Schulen in aller Welt zur IDEC. Immer findet sich eine Schule, die das Treffen ausrichtet und die gewaltige Herausforderung der Konferenzvorbereitung auf sich nimmt. Eine Organisation oder feste Institution gibt es nicht, die IDEC lebt allein von den jährlichen Konferenzen.
In diesem Jahr wurde sie ausgerichtet von SANE, the Society for the Advancement of Non-coercive Education. Diese „Gesellschaft zur Förderung von Bildung ohne Zwang“ kann man in etwa mit dem Förderverein einer Freien Schule hier in Deutschland vergleichen. Sie wurde zur Unterstützung der Windsor House School gegründet. Windsor House School wird voll staatlich finanziert und nimmt damit eine absolute Sonderstellung unter den demokratischen Schulen ein. Verbunden mit dem staatlichen Geldsegen sind aber immer wieder staatliche Auflagen, denen die Schule mit subversiver Kreativität begegnet. So musste sich Windsor House der Auflage beugen, schriftliche Beurteilungen zu den Schülern anzufertigen. Allerdings verschwanden die Beurteilungen nach ihrer Erstellung sofort im Schrank und wurden von niemandem gelesen.
Eine weitere Besonderheit der Windsor House School ist die intensive Zusammenarbeit mit den Eltern. Auf vielfältige Weise werden sie ins Schulleben einbezogen. Von allen Eltern wird erwartet, dass sie pro Monat zwischen zehn und zwanzig Stunden in der Schule mitarbeiten. Während der IDEC gab es täglich das Angebot Windsor House Live, das allen Teilnehmern der Konferenz die Gelegenheit gab, einen kleinen Einblick in das Schulleben zu gewinnen. Schüler, Lehrer und Ehemalige boten jeden Tag verschiedene Aktivitäten an, vor allem auch für Teilnehmer, die nicht während der gesamten Konferenz nur in Workshops und Vorträgen sitzen wollten. Neben Basteln, Theaterspielen und Tischtennis gab es auch exotische Aktivitäten wie Querfeldein-Krocket, das sich großer Nachfrage erfreute.
Die Atmosphäre einer IDEC lässt sich schwer beschreiben. Sie ist getragen von einem warmen Gefühl der Sympathie und des Miteinanders. Die Beteiligten freuen sich auf diese Begegnung, den Austausch, das voneinander Lernen und miteinander Feiern. Viele Teilnehmer investieren eine Menge Zeit und Energie, um diese Konferenz gelingen zu lassen. Und dieses Engagement, diese Wärme und Herzlichkeit ist überall spürbar. Mit jeder Frage, jedem Anliegen findet man einen freundlichen Zuhörer, der einem weiterhilft. Auch in anderen Details wird diese Atmosphäre erlebbar. So hatten einige Eltern der Windsor House School zum Beispiel Obstkuchen für alle Teilnehmer für den Begrüßungsabend gebacken.
IDEC lebt von der Begegnung und dem Austausch. „Alte Hasen“ mit 20, 30 Jahren Erfahrung in ihren Schulen treffen auf Neulinge, die auf der Suche nach Alternativen zur Regelschule sind. Es ist ausgesprochen angenehm, dass (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen) die erfahrenen Akteure keinerlei Starallüren pflegen oder als Gurus auftreten. Sie verstehen sich im Gegenteil selbst als Suchende und Lernende und beteiligen sich mit echtem Interesse an den Workshops anderer Teilnehmer und an gemeinsamen Diskussionen.
Das Angebot an Workshops, Vorträgen und anderen Aktivitäten ist immer riesig und die Entscheidung fällt jedes Mal schwer. Nicht leichter wird die Auswahl, wenn in nur 500 Meter Entfernung der Pazifik lockt und eine halbe Busstunde entfernt Vancouver darauf wartet, entdeckt zu werden.
2009 wird die IDEC in Korea stattfinden und es ist bestimmt sehr spannend ein Treffen demokratischer Schulen in einem Land zu haben mit einem unglaublich strengen Schulsystem, das Schülern so gut wie keine Freiräume lässt.